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Klimakonferenz war ein voller Erfolg – Japan weist den Weg

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Klimakonferenz war ein voller Erfolg – Japan weist den Weg

Auch wenn es sich in manchen Zeitungen und Rundfunkkommentaren anders anhörte: Die Klimakonferenz in Warschau war ein Erfolg. Ein Erfolg des Realismus, der Hoffnung macht für das weitere Vorgehen. Die Mischung aus dem, was beschlossen wurde und was nicht, hätte nicht trefflicher ausfallen können, all das auch noch angesichts einer medialen Begleitung, bei der unnötige Weltuntergangsszenarien deutlich weniger als in vergangenen Jahren plakatiert wurden. Hat die Apokalypse als Projektionsfläche ausgedient? Die heiße Luft, mit der sie aufgeblasen wurde wie ein praller Ballon, ist jedenfalls erst mal raus.

Das Herumgedruckse einzelner Länder zwischen angeblichen eigenen Ansprüchen in Sachen Klimaschutz und dem Verweis auf andere, wegen deren Untätigkeit man diese Ansprüche nicht einlösen mag, ist seit Warschau durchbrochen. Nehmen wir zum Beispiel Japan. Das Land hat offiziell seine eigenen CO2-Minderungsziele aufgegeben und will dafür lieber sehr, sehr viel Geld in die Forschung stecken, eine höchst weise Entscheidung. Ein Beispiel, das dem Land im Bälde schon eine Führungsrolle bescheren und Schule machen könnte. Der Klimamusterknabe Deutschland dürfte dann womöglich bald schon viel lernen können von Japan, und in wenigen Jahren spüren, dass all die Technologie, die wir heute einsetzen, sehr schnell sehr veraltet sein könnte. Man denke an all das, woran es bei uns noch heftig hakt: Speichertechnologien, der Wirkungsgrad Erneuerbarer Energien, der Energietransport über weite Strecken, die Bioenergie der dritten oder vierten Generation, die ohne katastrophale ökologische Eingriffe in die Natur auskommt – allesamt Bereiche für Forschung und Entwicklung, in denen es an ausgereiften Technologien noch gehörig hapert, so dass wir lieber Japan folgen als international große Töne spucken sollten. Zur Zeit sitzen wir immer noch auf dem Dampfer im Rohbau, der Energiewende heißt, bei dem aber noch nicht mal die Schotten abgedichtet sind. Mit dem wir aber schon mal abgelegt haben, weil wir unbedingt Weltmeister sein wollen. Immer noch winken wir den anderen stolz und freudig zu, und meinen, wir seien die Größten.

Auch andere Länder haben zu größerer Ehrlichkeit gefunden, haben deutlich signalisiert, dass sie ihre Wirtschaft nicht mehr auf den Kopf stellen wollen, nur weil man in Deutschland und Amerika so laut schreit. Polen gehört dazu, Australien, in Ansätzen auch Großbritannien. All das ist klar geworden in Warschau. In Sachen Minderung des CO2-Ausstoßes zeichnet sich in dem Reigen der Klimakonferenzen jedenfalls nicht ab, weniger als nichts. 2013 nicht, nächstes Jahr auch nichts und ich möchte – fast – wetten, auch nicht zum angepeilten Stichtag 2015. Das heißt nicht, dass nicht einzelne Länder daran arbeiten, jeder nach Kräften und vor allem eigenen Präferenzen. Es gibt viele Gründe, Alternativen zu Öl und Kohle zu entwickeln. Mit ruhiger Hand.

Die Frage ist dennoch, und auch sie steht nun noch dicker unterstrichen auf der Tagesordnung als je zuvor, ob es irgendjemand gibt, der diesen Aufwand einer jährlichen Mammutkonferenz mit mehreren Zehntausend Teilnehmern noch rechtfertigen mag. Am ehesten noch die unabhängigen Umweltgruppen, auch wenn sie jetzt massenhaft unter Protest auszogen (in abgesprochener Arbeitsteilung blieben die anderen noch drinnen). Sie werden als letzte auf ihre subventionierten Reisen zum Jahresende verzichten wollen, aus denen sie das übrige Jahr ihre sinnstiftende Arbeit ziehen.

Die EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard jedenfalls hat schon mal Zweifel angemeldet bei der Sinnhaftigkeit der jährlichen Mammutveranstaltungen ohne entsprechende

Ergebnisse. Man muss trotzdem befürchten, dass man sich im kommenden Jahr in Peru im selben Rahmen mit dem selben Pomp und Aufwand trifft. Und im Jahr darauf in Paris erst Recht, weil man sich für 2015 ja so viel vorgenommen hat – und wahrscheinlich wieder nichts erreicht, jedenfalls nicht das, was auf der Agenda steht. Der Konferenzmaschinerie ist seit etwa 15 Jahren eine ähnlich auffällige Trägheit eigen wie den globalen Temperaturen und dem Klimageschehen überhaupt auf der Welt.

Wenn jetzt in Warschau beschlossen wurde, dass man Gelder sammeln will für die Aufforstung und andere umweltschonende Maßnahmen, so ist das natürlich zu begrüßen. Dafür sollte Geld da sein, auch wenn womöglich nur ein Bruchteil dessen zusammen kommt, was die ganze Konferenz gekostet hat und das Gefühl entsteht, der Gipfel habe gekreist, und herausgekommen sei eine Maus. Tatsache ist: Die Umwelt hat in vielen Ländern der Dritten Welt in den letzten Jahrzehnten gewaltig gelitten, aufgrund von Bevölkerungswachstum und langjährig ungebremstem Raubbau an der Natur. Gerade Aufforstungen können die größten Wunden schließen. Natürlich ist es auch sinnvoll, Deiche zu bauen, sich gegen die Unbillen der Natur zu schützen, unabhängig davon, ob diese größer wurden oder nicht. Das Ausmaß der Taifun-Katastrophe in den Philippinen ist zu einem großen Teil jenem Raubbau geschuldet. Das ist dingfest zu machen. Ein Zusammenhang mit dem Kohlendioxidausstoß dagegen eben nicht, nach allem, was die Forschung hergibt. Auch deshalb ist kurzfristig diese Präferenzsetzung richtig.

Etwas ganz anderes wäre es daher gewesen, die Industrieländer zu einem automatisch wirkenden Klimaausgleichsfonds zu verpflichten, der bei jedem Hurrikan, jeder Überschwemmung, jeder Dürre in den betreffenden Ländern zur Auszahlung hätte schreiten sollen. Er ist ein Wunschkind der NGOs, die damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollten: Die Entwicklungshilfe endlich zu erhöhen (wogegen prinzipiell bei Evaluierung der Sinnhaftigkeit nichts zu sagen wäre), und zweitens den von uns angeblich verursachten Klimafolgen einen quasi international amtlichen Stempel aufzudrücken. Auch deshalb übt sich die deutsche Umweltgruppe Germanwatch in ihrem regelmäßig erscheinenden Klimafolgenindex, der, was die Ursachen dieser Folgen angeht, wenig Belastbares zustande bringt. Auch deshalb wohl hat ein Germanwatch-Vertreter während der Konferenz in Warschau in einem Rundfunk-Interview auf eine Nachfrage des Moderators offenherzig eingeräumt, es handele sich schließlich nicht um einen Index, der die Folgen des Klimawandels angebe, sondern des Klimas. Das wäre korrekt, wenn nicht ständig genau die andere Lesart nahegelegt würde.

Es ist nachvollziehbar, dass die armen Länder über einen Klimafolgenfonds an automatisch anfallende Geldströme herankommen wollen, Die Begründung dafür wäre allerdings unhaltbar, egal ob es um die angeblich untergehenden Südseeinseln geht oder um Dürren im Sahel. Europa, Amerika und andere wohlhabende Regionen sind stets mit Katastrophenhilfe und Spenden zur Stelle, wie sich gerade erst wieder beim Taifun Haiyan zeigte. Gelder, die sich aus ihrem durchweg robusten Wirtschaftswachstum generieren, was nicht vergessen werden sollte, und was man nicht aus einem falschen, kruden Verständnis über das natürliche Geschehen rund um unseren Globus in Frage stellen sollte, auch wenn es mal katastrophal verläuft. Es ist deshalb zu begrüßen, dass die reichen Industrieländer – aufgrund der Zweifel vor allem der USA – sich an einem solchen Fonds (vorerst?) nicht beteiligen werden.

Die Klimadiskussion war seit der Vorlage des vorvorigen Sachstandsberichtes des Weltklimarats IPCC im Jahr 2007 künstlich aufgeblasen und langsam aber sicher in eine Schieflage geraten, sie war zu stark politisiert worden, in die Fänge geraten von angeblich uneigennützigen tatsächlich aber interessegeleiteten Lobbygruppen. Das hat sich spätestens mit der jetzigen Konferenz in Warschau gezeigt und auch gerächt. An der Umstellung auf Erneuerbare Energien im Gleichklang mit Forschung und Entwicklung wird die Welt nicht vorbei kommen. Wenn wir meinen, wir müssten uns dabei selbst überholen, können wir nur verlieren. Japan zeigt den Weg.

Donner und Doria


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